


Kapitel 2
Draußen goss es in Strömen. Der eisige Regen peitschte auf Cecily ein und durchdrang sie bis auf die Knochen.
Sie ertrug Welle um Welle von Bauchschmerzen und ging weiter vorwärts. Die Dunkelheit vor ihr schien endlos.
Plötzlich rutschte sie aus, ihr schwerer Körper konnte sie nicht halten, und sie fiel hart zu Boden! Ihr Blick wurde schwarz, und sie versank schnell in völliger Dunkelheit.
Bevor sie das Bewusstsein verlor, hatte Cecily nur einen Gedanken im Kopf: Sie musste ihr Kind retten!
...
Viele Jahre später, in einem Krankenhaus in Dorde.
Cecily saß in ihrem Büro und studierte sorgfältig eine Patientenakte, bevor sie ihre Behandlungsstrategie vorstellte.
Es hieß, der Patient sei eine große Nummer, was das Krankenhaus dazu veranlasste, den Fall mit größter Sorgfalt zu behandeln.
Vor ihr saß ein Gremium von medizinischen Experten, die alle zustimmend nickten, nachdem sie Cecilys Behandlungsplan gehört hatten.
Edward, der aufmerksam neben ihr zugehört hatte, fragte: "Astrid, angesichts des komplexen Hintergrunds des Patienten und seiner speziellen Bitte um dich, bist du zuversichtlich, was deine Behandlung angeht?"
Mit der Akte in der Hand sah Cecily Edward mit einem selbstbewussten und festen Lächeln an. "Basierend auf der Krankenakte hat der Patient keine anderen Krankheiten außer der Schlafstörung, die durch übermäßige emotionale Anspannung verursacht wird. Dies ist kein komplizierter Fall, also bin ich zuversichtlich."
Diese Worte beruhigten Edwards Sorgen.
Vor drei Jahren, mit nur 25 Jahren und einem Kleinkind zu Hause, wurde Cecily persönlich von Edward in das Krankenhaus eingeführt, eine Entscheidung, die anfangs bei vielen Ärzten Skepsis über ihre Fähigkeiten auslöste.
Doch in nur drei Jahren hatte sie sich durch ihr Fachwissen bewiesen, jedermanns Bewunderung gewonnen und alle Zweifel zerstreut.
"Nun, der Patient wartet im Untersuchungsraum. Er hat weitere Tests angefordert, also komm mit mir," sagte Edward.
Cecily warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass es Zeit war, ihren Sohn Griffin von der Schule abzuholen. Aber sie konnte den Patienten nicht warten lassen. Schnell rief sie an, um sich bei Griffin zu entschuldigen und bat Blaise, Griffin stattdessen abzuholen.
Nach dem Anruf nahm Cecilys schönes Gesicht wieder seine übliche Kälte an. Sie setzte ihre Maske auf und folgte Edward in den Untersuchungsraum.
Drinnen saß ein Mann elegant auf dem Sofa, seine langen Beine übereinandergeschlagen, trotz des offensichtlichen Unbehagens, das sich in seinem gutaussehenden, aber kränklichen Gesicht widerspiegelte. Seine Augen waren geschlossen, als ob er ruhte.
Im Raum waren zwei junge Krankenschwestern anwesend.
Sie wagten kaum zu atmen unter der beeindruckenden Aura des Mannes.
Als die Tür sich öffnete, folgte Cecily Edward hinein.
Die Krankenschwestern lächelten und begrüßten sie.
Edward nickte den Krankenschwestern zu, während Cecily leise antwortete.
Durch das Geräusch geweckt, öffnete der Mann langsam seine faszinierenden Augen.
Cecily hob ihre Augen und warf einen Blick auf den Mann auf dem Sofa. Sofort lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Der Mann war in einen luxuriösen dunklen Anzug gekleidet, seine markanten Gesichtszüge wurden durch eine hohe Nasenbrücke und fest zusammengepresste dünne Lippen betont, die eine angeborene Arroganz und Noblesse ausstrahlten.
In seinen tiefen Augen war keine Wärme zu finden.
Der angesehene Patient, den Edward erwähnt hatte, war tatsächlich Darian—ihr Ex-Mann!
Mit einem Lächeln trat Edward näher. "Herr Fitzgerald, darf ich Ihnen Dr. Astrid vorstellen, ein Mitglied unseres Krankenhauses. Astrid, das ist Herr Fitzgerald."
Darians Blick fiel auf Cecily, deren langes Haar ordentlich hochgesteckt war und deren Gesicht von einer Maske bedeckt war. Cecily schaute nach unten und schwieg.
Darian studierte ihre feinen Gesichtszüge und verengte die Augen, als er ein seltsames Gefühl der Vertrautheit verspürte.
Mit geballten Fäusten bemühte sich Cecily, ruhig zu wirken, und begrüßte ihn mit gesenktem Kopf: "Hallo, Herr Fitzgerald."
Darian fixierte sie mit einem durchdringenden, gefährlichen Blick.
Die Spannung erfüllte den Raum, Edward schaute verwirrt von Darian zu Cecily.
Unterdessen wurde Cecily von einem Tumult der Gefühle überwältigt.
Fünf Jahre der Trennung, sie hätte nie erwartet, Darian in einer solchen Situation wiederzusehen.
Die Erinnerungen an jene Nacht waren noch immer lebendig in ihrem Gedächtnis, weshalb sie instinktiv versuchte, Darian fernzubleiben.
Doch ein abruptes Verlassen würde zu auffällig wirken und Verdacht erregen. Also blieb Cecily stehen und betete innerlich, nicht erkannt zu werden.
Schließlich durchbrach Darian die Stille und streckte seine Hand nach Cecily aus. "Kommen Sie her."
Cecilys Herz raste, als sie unter Darians prüfendem Blick auf ihn zuging. Bevor Darian etwas sagen konnte, begann sie mit ihrer Untersuchung.
In dem Moment, als ihre warmen Finger seinen Kopf berührten, verspürte Darian eine unerklärliche Vertrautheit.
Mit zusammengekniffenen Augen musterte er Cecily und fragte: "Haben wir uns schon einmal getroffen?"
Cecilys Hand stockte für einen Moment. "Nein."
Nach der Untersuchung trat sie schnell zur Seite und sagte: "Es tut mir leid, Edward. Ich habe ihn gerade untersucht und festgestellt, dass ich den Fall nicht übernehmen kann. Ich werde einen anderen Arzt rufen."
Damit verließ Cecily den Raum mit gespielter Gelassenheit.
Edward war verblüfft. "Was?"
Darians Blick folgte Cecily, bis sie außer Sichtweite war, dann stand er plötzlich auf.
Er hatte das Gefühl, dass Cecily jemandem ähnelte.
Wem?
Cecily! Die Frau, die für tot gehalten wurde!
Gerade als er ihr nachgehen wollte, stürmte sein Assistent Larkin herein. "Chef, Herr Rowan Fitzgerald ist verschwunden!"
Darians Gesichtsausdruck veränderte sich, seine scharfen Augen fixierten Larkin. "Was meinst du damit?"
Larkin zitterte am ganzen Körper. "Ich war gerade mit Herrn Rowan Fitzgerald auf der Toilette. Als ich mir die Hände wusch, war er plötzlich weg. Ich habe mehrmals gesucht, aber er ist nirgends zu finden."
Dunkelheit legte sich über Darians Gesicht.
Larkin war voller Angst. Obwohl Rowan nicht Darians leiblicher Sohn war, hatte Rowan nach all den Jahren einen Platz in seinem Herzen gefunden. Jetzt, da Rowan verschwunden war, fühlte Larkin sich in großen Schwierigkeiten.
Frustriert und hilflos brüllte Darian: "Warum stehst du noch hier? Geh und finde ihn!"
"Ja, ich gehe sofort." Larkin eilte davon.
Auch Edward zitterte vor Sorge. Wenn Darians Sohn in ihrem Krankenhaus verschwunden war, wären die Konsequenzen unvorstellbar.
"Herr Fitzgerald, lassen Sie uns die Überwachungsvideos überprüfen. Das wird schneller gehen," schlug Edward vor.
Darian nickte. "Führen Sie mich."
"Hier entlang, bitte."
Nachdem sie den Untersuchungsraum verlassen hatte, ging Cecily zur Toilette und stand zitternd vor dem Spiegel, die Hände auf das Waschbecken gestützt, die Augen fest geschlossen.
Obwohl fünf Jahre vergangen waren, dachte sie immer noch an alles, was in jener regnerischen Nacht passiert war, sobald sie Darian sah, was in ihr den Drang auslöste, zu fliehen.
Darian hasste sie. Wegen Ophelia, ihrem Kind und all den erfundenen Anschuldigungen hasste Darian sie abgrundtief.
Cecily wusste, dass sie Darian meiden sollte, sonst würde er sie niemals in Ruhe lassen!